Glossar

BIPoC

Die Buchstaben BIPoC sind ein Akronym, dessen Buchstaben für „Black, Indigenous and People of Colour (pl.) oder Person of Colour (sg.)“ stehen. Es ist eine positiv besetzte, politische Selbstbezeichnung rassistisch diskriminierter Personen. Sie beschreibt einen gemeinsamen Erfahrungshorizont, den Menschen teilen, die nicht weiß sind. Dieser entsteht z.B. durch nicht zugestandene Privilegien. Mit diesem Ausdruck wird also nicht nur (primär) Hautfarbe beschrieben. Der Begriff BIPoC wird vor allem in den USA und Kanada verwendet und ist in Europa von manchen Stimmen als „fehl am Platz“ beschrieben worden. Naturally equal bedient sich dieses Begriffes derzeit aus Ermangelung einer besseren Alternative für den hiesigen Kulturraum. Wenn du Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge zu der Verwendung dieses Begriffes hast, melde dich gerne bei uns!

Dekolonisierung

Um Dekolonisierung zu verstehen, erklären wir zunächst was mit Kolonisierung oder Kolonisation gemeint ist. In dem Sinne, wie wir den Begriff verwenden, beschreibt Kolonisierung eine expansive und gewaltsame Unterwerfung mit folgender Fremdherrschaft durch ein Volk aus einer anderen Kultur bzw. durch einen anderen Staat, also Kolonialismus. Entgegen manchen Annahmen sind Kolonialismus und vor allem dessen Folgen nicht vorbei, sondern bestehen bis zum heutigen Tage fort und erhalten Mechanismen der Ausbeutung und Unterdrückung von Ländern des Globalen Südens durch Länder des Globalen Nordens. Den Begriff Dekolonisierung verwenden wir als Beschreibung für den Prozess der Auseinandersetzung mit diesen Sachverhalten, um in sich selbst auf Gedanken, Verhaltensweisen, Einstellungen und Muster aufmerksam zu werden, die uns in dieser Gewaltspirale gefangen hält, sowohl als Täter*innen wie auch als Betroffene einer „kolonisierten Sozialisierung“. Es sind besonders die Mitglieder einer Gesellschaft, von der Unterdrückung ausgeht, die dazu eingeladen sind, sich mit Dekolonisierung zu beschäftigen, um sich eigener Privilegien und Verantwortung bewusst zu werden, um etwas ändern zu können.

Geschlechtergerechtigkeit

So wie wir den Begriff verwenden, bedeutet Geschlechtergerechtigkeit zum einen traditionell geprägte Rollenbilder von „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ aktiv zu hinterfragen, um darunter liegende unsichtbare, aber sehr machtvolle Dynamiken aufzudecken, die uns alle unterdrücken. Wir sprechen uns nicht per se gegen das Annehmen von traditionellen, vergeschlechtlichten Rollenbildern aus – wenn du dich damit identifizierst und das möchtest, kannst du das tun! Es geht uns darum, die damit verbundenen leidbringenden und oft automatisierten Muster unserer Sozialisierung aufzudecken, sodass wir alle lernen diskriminierungsfrei miteinander umzugehen. Das ist nicht so einfach wie es klingt.

Zum anderen gehört zum Thema Geschlechtergerechtigkeit, dass wir uns für eine stärkere Sichtbarkeit von Queerness einsetzen und der Aufklärung rund um dieses Thema. Unser Ziel ist auch hier Diskriminierung abzubauen. Geschlechtergerechtigkeit bedeutet für naturally equal, das sich alle Menschen, unabhängig von ihrer geschlechtlichen Identität, als gleichwertig anerkennen, behandeln und mit Respekt begegnen. Das klingt trivial, ist aber bei genauerer Betrachtung für Menschen aus westlichen Kulturkreisen leider sehr schwer. In unseren Kursen, die sich mit Geschlechtergerechtigkeit befassen, werden für solch einen respektvollen Umgang die Grundsteine gelegt.

Kulturelle Aneignung

So wie wir den Begriff verwenden, beschreibt kulturelle Aneignung die unerlaubte Verwendung von Kulturgut eines durch Kolonisierung betroffenen Kulturkreises (oftmals indigen), durch einen weiß-westlich geprägten Kulturkreis, dessen Mitglieder mehr Privilegien besitzen. Demnach ist der Begriff negativ konnotiert und nicht, wie er rein wissenschaftlich verwendet wird, einfach eine neutrale Beschreibung einer Übernahme kultureller Elemente eines Kulturkreises durch einen anderen. Kulturgut können Lieder, Geschichten, Sprache, Wissen, Ideen/Sichtweisen, Kleidung, Rituale oder so ziemlich alle weiteren Medien sein, über die Kultur ausgedrückt werden kann. Das Thema kulturelle Aneignung ist sehr komplex: Wann ist es in Ordnung indigenes Wissen als Vorbild heranzuziehen, um über eine weniger zerstörerische Lebensweise zu lernen? Wer gibt Erlaubnis, welche Kulturgüter unter weißen weitergegeben werden und wer nicht? Wem schadet die Verwendung „geräuberten“ Kulturguts und warum? Warum ist kulturelle Aneignung diskriminierend? Ab wann ist etwas überhaupt kulturelle Aneignung? Was gibt es für Alternativen für Menschen, die in nicht-indigenen Kontexten aufgewachsen sind, sich einem authentischeren Leben in Naturverbindung anzunähern? Wenn dich diese Fragen interessieren, komm zu einem unserer Kurse! Wir können nicht alle diese Fragen beantworten (wenn du eine Person kennst, die das kann, bitte vernetze uns), aber wir haben dennoch einiges dazu zu sagen und können dich auf deinem Weg der Reflektion begleiten.

Queer

Wir verwenden den Begriff Queer als Sammelbegriff für alle Menschen der LSBTQQIA+ Gemeinschaft. Die Buchstaben sind eine Abkürzung für die Worte Lesbisch, Schwul, Bi, Trans, Queer, Questioning (= fragend, also noch unsicher, ob sich zugehörig gefühlt wird, aber es in Erwägung ziehend), Intergeschlechtlich, Asexuell sowie das „+“, das alle weiteren Identitäten auf dem Spektrum der Diversität um geschlechtliche Identität und/oder sexueller Orientierung mit einschließt. Der Begriff Queer (engl. „schräg“, „seltsam“) wurde im vergangenen Jahrhundert zunächst abwertend gegenüber queeren Menschen verwendet, die sich den Begriff jedoch „zurückerobert“ haben und nun eine positiv besetzte, bestärkende Selbstbezeichnung darstellt. Wie alle Begriffe, welche die Identitäten von Menschen beschreiben, ist auch hier, trotz der ausschließlich positiven Besetzung, die naturally equal mit dem Begriff verbindet, Vorsicht geboten, um Menschen damit zu beschreiben, die du nicht kennst. Wenn du wissen möchtest, ob sich eine Person wirklich als queer identifiziert, oder lieber einen anderen Begriff, oder gar keinen, verwendet haben möchte, findest du dies am einfachsten heraus, indem du die Person selbst fragst.

Safer Space

Safer Space, deutsch wörtlich „sichererer Raum“, beschreibt nicht in erster Linie einen physischen Raum, sondern eine inklusive Umgebung, in der das Ziel ist, das Menschen sich hier miteinander frei von Diskriminierung, oder zumindest in einer Diskriminierungssensiblen Umgebung aufhalten können. Dies kann dadurch erzielt werden, dass sich ausschließlich Menschen mit gleichen oder ähnlichen Diskriminierungserfahrungen treffen, oder auch dadurch, dass alle Menschen, die sich gemeinsam in dem „safer space“ aufhalten, ihre eigenen Privilegien reflektiert haben und über die Auswirkungen von Diskriminierung und wie diese zu vermeiden sind aufgeklärt sind. Wir verwenden absichtlich nicht den Begriff „safe space“, da dies implizieren würde, dass es garantiert werden könnte, eine vollständig und immer absolut diskriminierungsfreie Umgebung zu kreieren, welches genau genommen sehr, sehr schwierig ist. Deswegen halten wir es realistisch und sprechen von „safer spaces“ – Räume, die durch das aktive Ansprechen von Themen wie Diskriminierung und Privilegien sicherer sind, als z.B. solche im durchschnittlichen öffentlichen Raum. Wir verwenden den englischen Begriff, da dieser sich in Kreisen von Betroffenen etabliert hat und im Gegensatz zu einer möglichen deutschen Übersetzung deutlich ausdrückt, was gemeint ist.

Naturverbindungsarbeit

Wenn wir von Naturverbindungsarbeit sprechen, meinen wir Workshops, Seminare, Fortbildungen, Jahresbegleitungen, Gruppen, Treffen, Initiativen, Projekte, Organisationen,  Wildnisschulen und alle weiteren Formate, die vorstellbar sind, in denen Menschen zusammenkommen, um etwas über Naturverbindung zu lernen oder weiterzugeben. Dies findet oftmals in einem spirituellen Kontext statt und es gibt große Überlappungen mit Spiritualität. Dies muss jedoch nicht der Fall sein, z.B. in der „Survival-Szene“. Benennbare Lernfelder der Naturverbindungsarbeit, wie wir sie verstehen, sind allen voran die Wildnispädagogik, aber auch Initiatische Prozessbegleitung, Naturkultur-Pädagogik, Natur-Ritualarbeit oder der Lernpfad, der Überlappungspunkte zu anderen Lernfeldern darstellt, z.B. der Permakultur. Im weitesten Sinne sind unter Naturverbindungsarbeit auch die Lernfelder der Wald-, Erlebnis-, und Naturpädagogik gemeint. Aus Ermangelung eines einheitlichen Begriffes, um die sich um diese Lernfelder geformte „Szene“ zu beschreiben und um sicher zu gehen, dass sich nicht nur Wildnispädagog*innen, sondern alle aus fachverwandten Lernfeldern angesprochen fühlen, haben wir den Begriff „Naturverbindungsarbeit“ gewählt.